Mit unserem Musician in Residence-Programm (MiR) initiieren und begleiten wir in Form eines 10-tägigen Stipendium-Aufenthaltes in Dresden und beim Palais Sommer einen kreativen Prozess, Kollaborationen zwischen internationalen und lokalen Musikerinnen und Musikern sowie Kreativschaffenden. Wir möchten anstoßen, interdisziplinären künstlerischen Austausch erforschen und dich, das Publikum, auf talentierte junge Musikerinnen und Musiker aufmerksam machen, indem wir sie auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten. Das Programm stellt eine Fortführung unserer Philosophie dar, allen Menschen einen ganzheitlichen, interdisziplinären und an gesellschaftspolitischen Fragen orientierten Zugang zu Kultur zu ermöglichen.
Die künstlerische Arbeit wird seit der Festival-Gründung im Bereich Malerei praktiziert. Das MiR-Programm soll den ursprünglichen Geist und die Inspiration des Festivals auf eine weitere Kunstgattung übertragen und Räume für Improvisation, Kollaboration und Erkundung außerhalb des klassischen Konzertbetriebes schaffen. Nicht zuletzt erhoffen wir uns davon Impulse für die zeitgenössische Musikszene Sachsens – insbesondere die weitere Vernetzung und Sichtbarmachung lokaler Musikschaffender, Plattenlabels und Tonstudios in einem internationalen Kontext.
Musician in Residence 2022
John Blek & Anette Askvik
Wir sind sehr stolz, dass wir im Jahr 2022 gleich zwei Musicians in Residence beim Palais Sommer begrüßen dürfen: Anette Askvik und John Blek.
Anette Askvik (NOR)
Anette Askvik ist eine norwegische Musikerin, Komponistin und Produzentin mit der einzigartigen Fähigkeit, Menschen in ihrem Innersten zu berühren. Ihre Musik ist so kraftvoll und hypnotisch, dass sie Gleichgültigkeit gar nicht erst zulässt.
Aufgewachsen ist sie in Stavanger, einer Halbinsel ganz im Westen Norwegens, und fand schon früh Inspiration in der sie umgebenden Natur und dem Meer: «The nature is like people. There is a lot of energy running through us all the time. The breeze that builds up to a storm, the light and the eternal darkness. It is alluring, beautiful and frightening. Yet there is so much to learn about all that we have in us.»
Auf ihrem Debütalbum “Liberty” arbeitete sie mit dem Produzenten Øystein Sevåg und einer ganzen Reihe hochangesehener norwegischer Musiker wie Audun Erlien, Rune Arnesen und Petter Wettre. Ihr zweites Album „Multiverse” fand sie Inspiration in den Klängen von Sternen, Monden und Planeten aus Aufnahmen der NASA, die ihren Weg bis in diese Lieder fanden.
Mit Dresden verbindet sie eine langjährige Freundschaft mit Jan Heinke (1968 – 2022), der für sie ein eigenes Stahl-Instrument entwickelte und baute, das gemeinsam mit den Celli des STAHLQUARTETTs erklingen sollte. Ihr Aufenthalt als musician in residence soll insbesondere der Fertigstellung einer geplanten gemeinsamen Komposition für diese Instrumente und der Kollaboration mit den verbliebenden Mitgliedern des Stahlquartetts gewidmet sein.
John Blek (IRL)
Um John Blek in 2021 zu verstehen, muss man zurückblicken auf das Jahr 2017, das er zu großen Teilen entkräftet und von einem mysteriösen Leiden ans Bett gefesselt in Krankenhäusern verbrachte. Eine Akustikgitarre und ein, wie er selbst sagt, „kleiner Rest Stimme“ als einzige Begleiter zwischen Stumpfsinn, Schmerz und Fiebertraum. Dort entstand der Gedanke eines Vier-Alben-Zyklus über die Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft. Noch im Krankenhaus, zwischen fiependen und röchelnden Maschinen, nahm er die ersten Demos auf und hat mit seinem Songwriting seither nie wieder nachgelassen.
Er verfeinert seinen Ansatz mit jedem Album, sucht sich für jede Recording-Session neue Kollaborateur*innen und arbeitet sich tief hinein in Themen, Motive und Gedanken. Es geht dabei nicht um große stilistische Sprünge, sondern um eine ganz profunde Essenz seines eigenen Songwritings, um Poesie und Wahrheit, um Schönheit und Kunstfertigkeit. Mit „Catharsis“ entstand ein erstes Album voller nautischer Motive, verwoben mit Gedanken zu Heilung und Resilienz. Jetzt erscheint mit „Of Ether & Air“ Bleks Betrachtung der gleichzeitigen Leichtigkeit und Schwere der uns umgebenden Atmosphären und der dem Mensch innewohnenden Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit. Sein luftiges Album. Der Abschluss dieses Zyklus. Das Meer lässt ihn auch dort nicht los. Einer von vielen nahezu perfekten Songs auf „Ether…“ trägt den Titel „Cormorant“ und handelt von einem Fischer, der für viele Monate auf See seine geliebte Frau und sein ungeborenes Kind zurücklässt, um seinem Beruf nachzugehen. Vermutlich liegt das an der schroffen Küste seiner irischen Heimatstadt Cork, der er nie den Rücken gekehrt hat.
Er spielt hier mit Cheyenne Mize (Bonnie ‚Prince‘ Billy), Kris Drever (Lau) und dem Pianisten und BBC Jazz Award Gewinner Kit Downes, nachdem auf den Vorgängeralben unten anderen Joan Shelley, Mick Flannery und Matthew Berrill zu hören waren.
Musician in Residence 2021
Lucas Laufen
Der australische Singer-Songwriter Lucas Laufen war im Jahr 2021 unser erster Musician in Residence. Seine Musik kann mit einer Art von Therapie verglichen werden. Seine zarte Folk Komposition entführt den Zuhörer mühelos von jeglichem Stress, Kummer und Sorgen. Düstere Falsett-Melodien, gepaart mit flirrenden Gitarren in elementaren Orchestrierungen, die sich sehnen und eintauchen, lassen uns innehalten, durchatmen und dem täglichen Lärm entfliehen.
Aufgewachsen in der kleinen Fischerstadt Port Lincoln in Australien, war Lucas bereits im Alter von acht Jahren ein leidenschaftlicher Pianist und mit 10 Jahren ein begeisterter Trompeter. Aber erst als Teenager entdeckte er die akustische Gitarre und begann eine tiefe und einzigartige Leidenschaft für das Songwriting zu entwickeln.
Lucas‘ musikalische Erzählung verkörpert die Dichotomie der beiden Welten, in denen er lebt, und verbindet die Küsten Poesie der wilden australischen Landschaft mit der reichen Geschichte des europäischen Kontinents, den er nun sein Zuhause nennt. Der australische Songwriter, der jetzt in Berlin lebt, veröffentlichte Anfang 2016 seine Debüt-EP „Goodbye“ im Eigenverlag. Die Veröffentlichung war ein wichtiger Meilenstein für den jungen Künstler, da er sein Kleinstadtleben in Australien für die deutsche Hauptstadt auf der anderen Seite der Welt hinter sich ließ. Als unglaublich engagierter und hart arbeitender Künstler tourte Lucas seit seiner Landung in Europa ausgiebig auf dem Kontinent. Er baute sich ein treues Publikum auf, spielte über 300 Shows, darunter ein Live At Heart Showcase, und unterstützte Künstler wie Hollow Coves, Julia Jacklin, Paul Dempsey und Billie Marten. 2018 reiste Lucas nach Neuseeland, um sein Debütalbum „I Know Where Silence Lives“ mit dem Produzenten Ben Edwards (Marlon Williams, Julia Jacklin, Aldous Harding) aufzunehmen. Kurz nach der Fertigstellung des Albums unterschrieb Lucas beim Berliner Label Embassy of Music (Björk, Ásgeir, Passenger), mit dem er anschließend im Dezember 2019 sein Debütalbum veröffentlichte. Das Album erhielt breite Radio- und Redaktionsunterstützung in Frankreich und Australien, neben deutscher Radio Unterstützung von Flux FM, Radio Eins, Deutschlandfunk und HR2, sowie drei Deezer Editorial Playlist Spots und ein TIDAL Rising Cover Artist Feature .
Wie viele andere auch, hat die COVID 19-Pandemie Lucas‘ ausgiebiges Touren eine Zeit lang gestoppt. Der Songwriter hat seinen Fokus jedoch wieder ins Studio verlagert und bereitet derzeit sein nächstes Werk vor, das später im Jahr 2021 erscheinen soll, wieder mit Embassy of Music. Wenn die Umstände es zulassen, wird er auch wieder eine Reihe von Shows in Europa und darüber hinaus spielen.
Im Jahr 2023 pausierten wir unser Musicians in Residence-Programm.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.